Die Rückbeugen sind im Yoga ein wichtiges Werkzeug, um dich und dein Herz für das Leben zu öffnen und von alten schlechten Erfahrungen loszulassen. Warum ist das so? Und wie gehst du am besten vor?
Yoga Rückbeugen: Wofür stehen sie?
Jede Rückbeuge wirkt öffnend auf deinen Brustkorb und somit auch auf deinen Herzraum. Deswegen sollten wir erst einmal herausfinden wofür der Herzraum im Yoga überhaupt steht.
In unserem Brustkorb liegt laut yogischer Philosophie das Anahata-Chakra (Herz-Chakra). Ein Chakra ist immer ein Ort in deinem Körper, an welchem sich viele Energiebahnen treffen und zu einem Zentrum mit bestimmten Eigenschaften bündeln.
Das Herz-Chakra oder dein Herzraum stehen für die bedingungslose Liebe zu deiner Umwelt und zu dir. Nach schlechten Lebenserfahrungen und damit einhergehenden Schutzmechanismen haben wir uns jedoch oft genau in diesem Bereich verhärtet und schützen uns somit vor potenziellem neuen Schmerz.
In jeder Rückbeuge wird dir aber die Chance gegeben, deinen Herzraum aus eigener Kraft heraus wieder zu weiten und zu öffnen. Denn diese Verhärtungen und Schutzmauern, die du aufgebaut hast, schützen dich nicht nur vor dem Erleben des Schmerzes, sondern auch vor dem Erleben tiefer Liebesgefühle und Schönheit.
Yoga Rückbeugen: Gründe warum sie dir schwer fallen
Vielleicht hast du einige schlechte Erfahrungen in deinem Leben gemacht.
Mit der Zeit hat sich dein Brustkorb zusammengezogen und deine Schultern nach vorne gezogen. Du atmest nicht mehr tief in deinen Brustraum hinein, denn naturgemäß weitet jede Einatmung unseren Herzraum von Neuem. Diesen natürlichen Vorgang haben viele Menschen schon bei ihrer ersten Enttäuschung verlernt. Sie tragen einen dicken Schildkrötenpanzer auf ihrem Rücken, der sie unbeweglich macht für die Öffnung.
Es gibt aber auch rein körperliche Gründe.
Du hast sehr einseitig deine Brustmuskulatur trainiert und deine obere Rückenmuskulatur vernachlässigt. Oder du sitzt jeden Tag im Job vornüber gebeugt am Schreibtisch.
Das sind Gründe die von außen kommen, aber trotzdem dein Inneres beeinflussen. Nur, dass der Weg hier andersherum geschieht. Beginnt bei schlechten Erfahrung die Verkrampfung des Herzraumes innerlich und manifestiert sich dann auf körperlicher Ebene, so beginnt die Schließung deines Brustkorbes hier äußerlich, wird sich aber genauso innerlich manifestieren, in deinem Erleben von Liebe und Schönheit.
Yoga Rückbeugen: Was ist wichtig bei der gesunden Durchführung?
Wie du jetzt gelernt hast, geht es bei den Rückbeugen vordergründig um die Öffnung deines Herzraumes nach vorne hin. Also im oberen Rücken – der Brustwirbelsäule. Wenn du nicht aufpasst, geschieht die Rückbeuge aber meistens aus dem unteren Rücken heraus – der Lendenwirbelsäule – ganz ohne, dass du es merkst. Der Körper sucht sich halt immer den einfachsten Weg…
In diesem Moment hast du aber im Herzraum gar nichts gewonnen. Deine Lendenwirbelsäule wird auf Dauer sogar geschädigt. Wichtig ist deswegen, bei jeder Rückbeuge Länge im unteren Rücken aufzubauen und beizubehalten!
Dazu dienen dir folgende Techniken, welche du unbedingt immer schon vor der eigentlichen Übung anwenden, und für die Dauer der Übung aufrecht erhalten solltest:
- Aus der Bauchlage heraus: Drücke dein Schambein Richtung Boden.
- Aus dem Stand oder dem aufrechten Sitz heraus: Ziehe dein Schambein nach oben Richtung Bauchnabel.
- Aus der Rückenlage heraus: Drücke den unteren Rücken Richtung Boden.
Bei all diesen Varianten merkst du an einer leicht angespannten unteren Bauchdecke, dass es funktioniert.
Yoga Rückbeugen: Wie kannst du dich unterstützen?
1. Schritt: Die entspannte Rückbeuge
Wenn dein Herzraum so verhärtet ist, dass an eine Rückbeuge allein aus der Brustwirbelsäule heraus nicht zu denken ist, beginne mit einer sehr entspannten Variante, die du lange halten kannst.
Rolle eine Decke zusammen, so dass du sie quer und das untere Ende der Schulterblätter legen kannst und lege dich dann mit deinem Rücken darauf. Die Schultern und Arme sollten oberhalb der Rollevorbei sinken können. Du kannst dir auch ein dickes Kissen als Unterstützung unter deinen Kopf legen.
So bleibst du ein paar Minuten liegen und schickst deine Atmung in deinen Brustkorb hinein. Mit der Zeit geben die Verhärtungen nach und werden weicher. Das kann in diesem Stadium nur über den Weg der Entspannung führen.
2. Schritt: Die Rückbeuge aus eigener Kraft heraus
Beginne dann mit Rückbeugen aus eigener Kraft heraus. Das sind all die, die gegen die Schwerkraft arbeiten. Zum Beispiel alle Rückbeugen, bei denen du aus der Bauchlage heraus nach oben wächst, oder die Brücke aus der Rückenlage. Bei allen anderen Varianten ist – zu Anfang – die Gefahr, die Rückwärtsbewegung aus dem unteren Rücken zu holen, zu groß!
3. Schritt: Bis an die Grenzen gehen
Fortgeschrittene Rückbeugen, welche dich bis an deine Grenzen führen, machen ein intensives Erlebnis möglich. Wenn du sie mit Vorsicht genießt!
Denke auf jeden Fall an die Länge in deinem unteren Rücken. Kontrahiere deine untere Bauchdecke und gehe nur so weit, wie dein Brustkorb sich öffnet. Beispiele sind hierfür das Kamel aus dem Kniestand, das sehr fortgeschrittene Rad aus der Rückenlage oder der heraufschauende Hund aus der Bauchlage.
Yoga Rückbeugen: Wofür sie stehen & wie du sie richtig ausführstClick To TweetAllumfassend: Die Atmung
Egal in welcher Variante du dich übst, das wichtigste ist die tiefe Eintmung in den Brustkorb und die vollständige Ausatmung. Erst diese tiefe Einatmung lenkt deinen Fokus auf deinen Herzraum und weicht hier Anspannungen und Blockaden auf. Die vollständige Ausatmung kann sie dann aus deinem Körper heraustragen.
„Erst wenn man seine Lebensgeschichte mit allen daran geknüpften Hoffnungen und Ängsten loslässt, und allen vergangenen Kummer, kann der Geist zur Ruhe kommen und das Herz sich öffnen.“
– Jack Kornfield (Offen wie der Himmel, weit wie das Meer: Worte der Weisheit für Vergebung und Frieden)
Dieser Artikel ist inspiriert von einer wundervollen und herzöffnenden Yogastunde bei Moritz Ulrich von Peaceyoga Berlin. Danke dafür!
Betty
