Gastartikel von Tom Richter: Tom ist Yogalehrer, Yogalehrer-Coach und Ashtanga Yogi: Seit über 10 Jahren beschäftigt er sich mit großem Enthusiasmus mit Yoga sowie bewusstem Lebensstil und bildet sich in diesen Gebieten weltweit fort. Durch Workshops, Online-Programme und 1×1-Coaching unterstützt er angehende Yogalehrer, authentisch und erfolgreich zu unterrichten und dabei auf ihrem eigenen Yogaweg zu wachsen. Eine intensive eigene Ashtanga-Yoga-Praxis bildet die Grundlage für seinen Yogaunterricht; sein Leben und seine langjährige Erfahrung als Yogalehrer bilden die Grundlage für sein Coaching. Mehr Infos unter www.tomrichteryoga.com
Was heißt eigentlich „erfolgreich sein“ als Yogalehrer? Wie kannst du Erfolg als Yogalehrer definieren? Wann war eine Yogastunde, ein Workshop oder ein Retreat richtig gut? Wann kannst du behaupten, dass dein Unterricht etwas bei deinen Schülern hinterlassen hat?
Sicherlich gibt es auf diese Fragen tausende passende Antworten. Eins meiner Lieblingszitate zur Definition eines Yogis ist von Ashtanga-Lehrer David Swenson:
„Ein Yogi ist jemand, der einen Ort ein bisschen schöner verlässt, als er ihn vorgefunden hat.“
Wenn ich dieses Zitat auf Yogalehrer anwende, könnte ich Folgendes sagen:
„Ein Yogalehrer ist jemand, der eine positive Veränderung bei seinen Schülern inspiriert.“
Wie diese positive Veränderung im Einzelnen aussieht, ist je nach Schüler, Lehrer und Yogastil anders: Schüler können sich nach einer Yogastunde beispielsweise gesünder und befreit von Schmerzen fühlen, stressfrei, entspannt und gekräftigt, zutiefst zufrieden und inspiriert.
Aber wie kannst du als Yogalehrer einen oder mehrere dieser Effekte bei deinen Yogaschülern herbeiführen? Wie kannst du sichergehen, deine Schüler in einem „besseren“ Zustand zu hinterlassen?
Nun, man kann als Yogalehrer sicherlich keine Veränderung erzwingen – man kann seine Schüler nur dazu inspirieren. Und am inspirierendsten ist ein Yogalehrer aus meiner Sicht, wenn er seinen Unterricht authentisch auf seiner Erfahrung und seinem Wissen aufbaut und mit Empathie auf seine Schüler in ihrem momentanen Zustand eingeht.
Die 3 Elemente für deinen erfolgreichen Yogaunterricht
1. Erfahrung:
Unterrichte auf Basis deiner eigenen Erfahrungen.
Eine eigene Praxis ist das stabile Fundament, damit du als Yogalehrer mit Selbstvertrauen und einem tiefen Verständnis deiner jeweiligen Yoga-Methode unterrichten kannst und mehr als trockene Anweisungen gibst. Mit dieser Basis kannst du problemlos auf Fragen deiner Schüler antworten, auf besondere Anforderungen eingehen, sowie notwendige Modifikationen anbieten.
Eine regelmäßige Praxis hält nicht nur dich fit, sondern hält auch deinen Unterricht frisch, da neue Erkenntnisse direkt in der Yogastunde mit den Schülern geteilt werden können.
Yogalehrer die ihre Schüler gezielt auf Basis ihrer eigenen Erfahrung anleiten, unterrichten mit Leichtigkeit und gewinnen verdientermaßen das Vertrauen ihrer Schüler, da diese spüren, dass der Unterricht „Hand und Fuß“ hat.
2. Wissen:
Erkunde, studiere und verstehe, was du unterrichtest.
Ich liebe die Idee des „Immer zuallererst Schüler sein“. Yogis und Yogalehrer sind lebenslange Lerner und selbst als erfahrener Yogalehrer kannst du immer hinzulernen und etwas Neues in deiner Praxis erkunden.
Neues Wissen über Physiologie und Anatomie, Philosophie oder Meditation, energetische und körperliche Aspekte der Atmung, die Geheimnisse des Pulses und die Prinzipien des Ayurveda – die Liste der Möglichkeiten, durch und mit deiner Yogapraxis zu lernen, sind wirklich endlos. Und glücklicherweise gibt es von der modernen Wissenschaft bis zu den alten Yogaschriften genug Studienmaterial, um immer tiefer einzutauchen.
Yogalehrer, die ihr Wissen ständig erweitern und für ihr Fachgebiet brennen, teilen lebendiges Wissen, welches ständig wächst. Langfristig bleibt so der Unterricht spannend und die Schüler werden durch die Leidenschaft des Lehrers dazu inspiriert, selbst mit dem Erforschen zu beginnen.
3. Empathie:
Sei offen für das, was deine Schüler benötigen.
Um als Yogalehrer deine Schüler bestmöglich anleiten zu können, benötigt es wie oben erwähnt Erfahrung und Wissen. Diese sind jedoch nicht viel Wert, wenn sie nicht mit ganz viel Empathie präsentiert werden.
Nehmen wir als Beispiel natürlich begabte Yogis, denen selbst fortgeschrittene Asanas von Beginn an leicht fallen. Beginnen diese ohne Empathie zu Unterrichten, können sich Schüler leicht verletzen, da auf Seite des Lehrers das Bewusstsein für mögliche Herausforderungen in den Asanas fehlt.
Die Yogapraxis kann unser Leben transformieren. Hindernisse, seien sie körperlich oder mental, müssen vom Praktizierenden wahrgenommen, erkundet und überwunden werden. Hierfür ist es manchmal notwendig, dass der Lehrer den Schüler zurückhält, um Verletzungen zu verhindern (etwa, wenn ein Schüler alles zu schnell will und sich überschätzt). In anderen Fällen ist jedoch eher Ermunterung nötig, damit der Schüler seine mentalen Grenzen überwindet und sein wahres Potenzial erkennt (der Körper ist fähig, aber Angst oder fehlendes Selbstvertrauen halten den Schüler zurück).
Die Grenzen sind hierbei natürlich fließend. Vertrauen zwischen Lehrer und Schüler und die Fähigkeit des Lehrers, den Schüler emphatisch „zu lesen“ sind wichtige Voraussetzungen, damit diese Transformationsprozesse geschehen und wir als Lehrer unsere Schüler bei ihrer Potenzialerkundung bestmöglich unterstützen, ohne dass sie sich gefährden.
Yoga unterrichten: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Alle drei Elemente erfordern viel Übung und werden besser mit zunehmender Erfahrung als Yogalehrer. Wie ein Yogapraktizierender den Unterricht wahrnimmt, hängt von vielen Aspekten ab. Je länger du unterrichtest, desto einfacher wird es dir fallen, auf die Anforderungen der Schüler einzugehen und zu spüren, was diese gerade brauchen.
Als Yogalehrer solltest du dich nicht unter Druck setzen, besonders perfekt zu sein oder versuchen andere Yogalehrer zu imitieren. Eher solltest du basierend auf deiner persönlichen Praxis deine eigenen Erkenntnisse teilen. Niemals solltest du Dinge unterrichten, die du nicht selbst beherrschst, da dann weder die notwendige Erfahrung, das Wissen noch die notwendige Empathie mit den Schülern möglich ist.
Wie beim Yoga selbst gilt auch bei Yogalehrern:
„Practice practice practice, and all is coming… !“
– Sri K. Pattabhi Jois
Was macht aus deiner Erfahrung eine gute Yogastunde? Wann fühlst du dich als Lehrender oder auch Schüler am besten? Hinterlasse einen Kommentar!
Tom

6 Kommentare
Hallo
Das Beschreibt es sehr gut.
Ich selber fange im Herbst eine Yoga Ausbildung an.
Ohne die Inspiration meiner Yoga Lehrerinn würde ich mit 42 Jahren sicherlich nicht diesen Weg einschlagen.
Auf dem Weg !
Namaste
Stephan
Danke für Deinen Kommentar und viel Erfolg und Inspiration für Deine Ausbildung und auf Deinem Weg, Stephan!
Tom
Ich möchte auch gerne mal Yoga machen, habe ich aber nie zuvor gemacht. Toller Artikel, vielen dank für die Informationen.
Gruß Anna
Hey Anna,
einfach mal ausprobieren – danach wirst du bestimmt ganz schnell spüren, ob Yoga was für dich ist!
Lieben Gruß
Betty
Upppsss, wenn man das liest, glaubt man Yoga ist NUR KörperArobatik? Was ein Fortgeschrittenes Asana ist wird nicht erklärt – für mich ist das die Meditationshaltung.
Lieber Tom: Yoga ist etwas anderes als Akrobatik!
Hallo Ja,
Yoga ist nicht nur Körperübung, aber auch! Einen Artikel zu kritisieren, weil er sich auf diesen Bereich konzentriert, bringt uns auch nicht weiter :-)
Lieben Gruß
Bettina